Die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht eG hat im vergangenen Jahr Darlehen in einer Gesamthöhe von fast 100 Millionen Euro vergeben. Wegen der Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank sinkt das Betriebsergebnis des Kreditinstituts.

Altdorf/Feucht – Die Zeiten sind schwierig für das Bankgewerbe. Corona belastet und die anhaltende Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank. In diesem negativen Umfeld ist es der Raiffeisenbank Altdorf-Feucht eG gelungen, ordentlich voranzukommen. „Ein erfolgreiches Geschäftsjahr trotz belastender Rahmenbedingungen“, bilanziert der Vorstandsvorsitzende Manfred Göhring. Ein Wermutstropfen in der Jahresbilanz ist allerdings das um 12 Prozent zurückgegangene Betriebsergebnis, eine Folge der rückläufigen Zinsspanne.

Das Kreditgeschäft der Raiffeisenbank dagegen boomt. Um durchschnittlich acht Prozent ist das Geschäft mit Krediten seit 2015 jährlich bei der Raiffeisenbank Altdorf-Feucht eG gewachsen, für Göhring ein deutliches Zeichen auch für wachsendes Vertrauen der Kunden. Kredite in einer Gesamthöhe von fast 100 Millionen Euro hat die Bank im vergangenen Jahr vergeben, zwei Drittel davon für Wohnimmobilien. Kunden nahmen Geld auf für Wohnungsbau und für den Kauf bestehender Objekte. Stichwort Vertrauen: Hier verweisen Göhring und sein Vorstandskollege Volker Matschke auf die Kompetenz ihrer Kredit-Fachleute im Haus, die selbstständig Kreditzusagen bis zu 300.000 Euro machen dürfen.

Während die Kreditnachfrage von Privatleuten deutlich zunahm, haben sich Firmen im vergangenen Jahr zurückgehalten. Das hängt zum einen mit der Pandemie zusammen, zum anderen ist die Zurückhaltung aber auch der Tatsache geschuldet, dass viele Unternehmen im Nürnberger Land nach einer Reihe von fetten Jahren relativ gut dastehen, trotzdem größere Investitionen wegen der Corona-Krise aber noch aufschieben.

„Warten wird lange vergebens sein“

Obwohl die traditionellen Bankprodukte keinen Zinsertrag mehr abwerfen, tragen die Kunden weiterhin ihr Erspartes zur Raiffeisenbank. 2020 waren es weitere 28 Millionen Euro, ein Anstieg um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Summe der Anlegergelder liegt jetzt bei 500 Millionen Euro. In den letzten fünf Jahren ist der Bestand um 127 Millionen Euro (+ 34%) angestiegen. Mehr als die Hälfte dieser Gelder stehen im Stand-by-Modus und warten sehnsüchtig auf ein höheres Zinsniveau. „Das Warten wird noch lange Zeit vergebens sein“, betont Manfred Göhring.
Weil die EZB den Banken Strafzinsen aufbrummt, muss auch die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht eG Kosten an Kunden weitergeben. Bislang galt ein Freibetrag von 500.000 Euro, der soll aber reduziert werden. Und Neukunden müssen künftig von Beginn der Geschäftspartnerschaft an eine „Verwahrentgeltvereinbarung“ schließen. Aber es gibt ja Alternativen zum Sparbuch. Göhring und Matschke verweisen auf Zertifikate, Immobilienfonds, Aktien und Anlageprodukte der Versicherer. Bei höheren Vermögen bietet sich die Vermögensverwaltung an. „Die Vorschläge finden zunehmend Gefallen. 333 Millionen Euro Vermögen lagern in diesen Anlageprodukten“, erläutert Göhring. Verstärkt nachgefragt werden Anlageformen mit einer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.

Die Firmenkunden der Raiffeisenbank müssen zum Teil hohe Belastungen durch die Pandemie wegstecken. Die Bank sei bereits beim ersten Lockdown im März 2020 unmittelbar zu Hilfe geeilt durch großzügige Regelungen bei Tilgungsstundungen, so der Vorstandsvorsitzende. „Das war für die Kunden eine große Hilfe in materieller Hinsicht, mehr noch in psychologischer Hinsicht.“ Kein Antrag, kein Nachweis, nur ein Anruf bei der Bank und die Tilgungen seien ausgesetzt worden. Dabei habe sich die Gesamtzahl in Grenzen gehalten. „Auch das bestätigt Güte und Substanz unserer Firmenkunden.“

Bei der Anzahl der Kunden steht die Bank knapp vor der 23.000er Grenze. 11.284 Mitglieder hat die Bank als Genossenschaft. Damit ist fast jeder zweite Kunde Mitglied. Diese Quote wollen Göhring und Matschke weiter erhöhen. Gestiegen ist auch die Anzahl der Mitarbeiter auf jetzt 100, die Ausbildungsquote liegt bei 9 Prozent. Kontinuität gibt es auch bei der Gabe von Spenden mit insgesamt 55.000 Euro in 2020.

Beim Eigenkapital steht die Bank sehr gut da. Die tatsächliche Quote von 15,9 Prozent übersteigt deutlich den geforderten Wert von 13,2 Prozent. „Eine gute Ausgangsposition für weiteres Wachstum, insbesondere im Kreditgeschäft“, freut sich Göhring. Die fünf Kommunen des Geschäftsgebietes erhalten zusammen 733.000 Euro aus den Ertragssteuern in Höhe von 1,6 Millionen Euro.

60 Prozent Online-Konten

Die Zahlungsgewohnheiten der Kunden haben sich quer durch alle Altersgruppen verändert. App, PC, Telefon lösen zusehends die Geschäftsstelle ab. 60 Prozent aller Konten werden online geführt. 86 Prozent aller Überweisungen erfolgen ohne Belege. Dennoch, rund 500 Papier-Überweisungen müssen die Mitarbeiter noch täglich bearbeiten.

Leichter wird das Bankgeschäft in den kommenden Jahren nicht. Göhring räumt ein, dass sich die Einbußen beim Betriebsergebnis in den kommenden Jahren sicher fortsetzen werden. Dem will die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht eG aber entgegentreten mit noch mehr Kundenservice und Flexibilität. „Wenn unsere Kunden nicht zu uns in die Geschäftsstelle kommen können, dann fahren wir eben zu ihnen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. „Und wenn das Gespräch am Samstagvormittag gewünscht wird, dann findet es dann auch statt.“

Alles in allem blicken Matschke und Göhring optimistisch in die Zukunft. Anlass für diese Zuversicht geben auch Kundenbefragungen, bei denen die Bank regelmäßig sehr gute Beurteilungen erhält. „Die größte Bestätigung sind aber die Wachstumskennziffern“, betont Göhring, der Ende Juli in den Ruhestand geht. Die angestrebte Fusion mit der Raiffeisenbank Hersbruck eG soll die Leitungsfähigkeit der hiesigen Raiffeisenbank weiter stärken.

2020 hatte die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht eG 22.990 Kunden. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 11.284 in 2020. Auf 500 Millionen Euro stieg die Zahl der anvertrauten bilanziellen Gelder (Vorjahr 472 Millionen Euro). Die Bank hat 100 Mitarbeiter in insgesamt acht Geschäftsstellen, davon zehn Auszubildende. Das Betriebsergebnis sank von 6,2 Millionen auf 5,5 Millionen Euro in 2020.

„Das Raiffeisen“ heißt der Wohn- und Geschäftskomplex, den die Bank im vergangenen Jahr in der Bahnhofstraße auf dem Gelände des ehemaligen Raiffeisen-Lagers eröffnet hat.

 

Bild: links Volker Matschke, rechts Manfred Göhring, die gemeinsam die Jahresbilanz der Bank vorstellten.

Quelle: Der Bote, März 2021